Sonntag, 23. Januar 2005

Geld verschenken

Ich gehöre ja zu den von der Steuerreform Begünstigten und frage mich, warum eigentlich. Ich kann meine Lebenshaltungskosten (zur Zeit) wunderbar decken und dabei sogar noch einiges zur Seite legen. Warum muss nun ausgerechnet ich noch eine Steuererleichterung erhalten? Überall fehlt das Geld für dringend nötige öffentliche Investitionen und durch die jüngste Hartz-Reform werden viele von denen, die ohnehin schon mit dem Allerwenigsten auskommen müssen, noch schlechter gestellt. Ich glaube ja, dass das einzige Problem unseres Sozialstaates ist, dass er seine reichen Gaben zuwenig nach dem Gesichtspunkt der Bedürftigkeit vergibt. Da wurde (und wird) mit der Eigenheimpauschale großzügig die Zersiedelung des ländlichen Raumes durch den Mittelstand gefördert, da werden Millionärskinder großzügig mit Kindergeld bedacht, da wurde privaten Großkonzernen zur angeblichen Wirtschaftsförderung oft ein siebenstelliger Betrag pro geschaffenenem Arbeitsplatz nachgeschmissen. (Z.B. bei AMD in Dresden - die Aktionäre danken sehr.) Und auf der anderen Seite gab und gibt es viel zu wenig Geld für Tagesstätten, Schulen, Lehrer, öffentliche Krankenhäuser, Bibliotheken und sonstiges. Leider wird das durch die Reformen keinen Deut besser. Im Gegenteil: Wo Sozialhilfeempfänger sich früher eine kaputte Waschmaschine nach einer Prüfung durchs Amt ersetzen lassen konnten, müssen sie künftig mit einer viel zu knapp bemessenen Pauschale selber schon auf solche Fälle hinsparen.

Daher mein Apell an alle anderen Gutverdiener, die das ähnlich sehen: Gebt Eure Steuerersparnisse an die weiter, die es wirklich benötigen. Zum einen kann man an karitative Einrichtungen spenden (das kann man auch wieder von der Steuer absetzen), zum anderen sollte man ruhig immer ein paar Münzen in der Tasche haben, für all die armen Schlucker, die einem inzwischen auf der Straße begegnen. Die Ausrede von früher, nach der der Staat ja bereits allen das Nötigste bereitstellt, zieht nicht mehr. Am besten kalkuliert man beim wöchentlichen Gang zum Geldautomaten gleich einen festen Betrag nur für diesen Zweck mit ein.
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