Sonntag, 4. Juni 2006

Wieder im Angebot: Zwangsarbeit

Man muss sich schon fragen, ob die verantwortlichen Politiker der großen Koalition, die diese Woche bei Nacht und Nebel die Verschärfung der Hartz-Gesetze beschlossen haben, einfach nur dumm sind oder eine böse Absicht verfolgen. Zeitpunkt und Art der Beschlüsse sprechen eher für Letzteres.

Die Streichung sämtlicher Sozialgelder (einschließlich der Wohnkosten und der Gelder für die Kinder) nach dreimaligem Ablehnen eines Arbeitsangebots läuft nämlich de facto auf Zwangsarbeit und die Abschaffung des Sozialstaats hinaus. Der Staat führt ab sofort der Wirtschaft zu Dumpinglöhnen und miesen Arbeitsbedingungen zwangsweise Arbeitskräfte zu.

Manche Beschäftigte mögen nun sagen, dass sie sich ja auch jeden Tag aus dem Bett quälen, um sich Wohnung, Essen und Kleidung leisten zu können. Und auch Müntefering bemühte ja den Bibelspruch, wonach wer nicht arbeitet auch nicht essen soll.
Allerdings sollten diejenigen, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen, mal ein bisschen weiter denken statt sich gegen Arbeitslose ausspielen zu lassen. Dann werden sie nämlich erkennen, dass diese Verschärfung der Sozialgesetze mittelfristig auch ihnen schweren Schaden zufügen wird:
Wer immer in der Wirtschaft eine offene Stelle zu besetzen hat, kann diese nämlich nun zu absoluten Mindestkonditionen an die Behörden melden und bekommt dann von diesen billige Zwangsarbeiter zugeführt, die natürlich zu den jetzigen Beschäftigten in Konkurrenz treten. Gerade in Bereichen, in denen es nicht auf besondere Qualifikationen ankommt, werden freiwillig Beschäftigte mit noch akzeptablen Löhnen nach und nach durch Zwangsarbeiter ersetzt werden. Das allgemeine Lohnniveau wird auch für freiwillig Beschäftigte weiter sinken.

Gewinner bei all dem werden -wieder einmal- diejenigen sein, die von Kapitaleinkünften, d.h. von der Arbeit anderer leben.

Ich warne daher alle Beschäftigten in Deutschland dringenst davor, angesichts dieses Ausverkaufs von Arbeit still zu halten und ihn lediglich als ein Problem der Arbeitslosen zu betrachten. Wenn Arbeiter und Angestellte sich gegen Arbeitslose ausspielen lassen, hat das Kapital schon gewonnen.
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