Dank der Deutschen Bank
Denn sie stellt nun ein für alle mal klar, dass die Gewerkschaften recht haben: Jegliche "Trickle-Down-Theorie" ist schwachsinnig - es geht den Beschäftigten in den Unternehmen nicht automatisch schon besser, wenn es den Unternehmen besser geht. Trotz absoluter Rekordgewinne hat das Management der Deutschen Bank massiven Stellenabbau angekündigt. (Wie vorher auch schon die Führungsetagen anderer deutscher Großkonzerne.)
Dank gesetzlicher Regeln zum Schutz der Beschäftigten muss sie dafür zumindest etwas springen lassen: Der Stellenabbau wird die Deutsche Bank immerhin über eine Milliarde Euro kosten. Nicht auszumalen, was wäre, wenn all die wirtschaftsliberalen Forderungen zur Einschränkung des Kündigungsschutzes schon umgesetzt wären: Dann müsste das Unternehmen für seine verachtenswerten Entscheidungen nicht einmal diese Buße zahlen.
Ereignisse wie dieses machen klar, dass "wirtschaftsliberal" nichts anderes heißt als anti-sozial. Denn wer sich als wirtschaftsliberal statt einfach nur als liberal bezeichnet, macht damit klar, dass es ihm gar nicht um mehr Freiheit für die Menschen, sondern lediglich um mehr Freiheit für das Kapital geht. Und die kann den Menschen und ihren Entfaltungsmöglichkeiten sogar schaden.
Merkwürdigerweise merken die Unternehmensverbände gar nicht, dass sie mit ihren Forderungen nach Lohnverzicht, längeren Arbeitszeiten und Abbau des Kündigungsschutzes an dem Ast sägen, auf dem sie selber sitzen, indem sie damit für mangelnde Konsumlust und also für ein Anhalten der inländischen Flaute sorgen. Noch freuen sich die großen Konzerne über ihre Riesengewinne, aber die werden zur Zeit ausschließlich durch den Export gemacht. Und wie Werner Flassbeck, Chefvolkswirt der Unctad, in der Financial Times Deutschland sehr schön erläutert, müssen solche Gewinne über kurz oder lang verpuffen, wenn sie nicht auch in höhere Löhne fließen und so durch einen Anstieg des Konsums auch im Inland begleitet werden.
Eigentlich sagt einem doch schon der klare Menschenverstand, dass die Nachfragebedingungen den Unternehmen wichtiger sein sollten als die Angebotsbedingungen: Was nützen den Unternehmen niedrige Steuern und Löhne, wenn sie auf ihren Waren und Dienstleistungen sitzen bleiben? In den Führungsetagen deutscher Unternehmen sitzen aber offenbar hauptsächlich ideologisch Verblendete, sonst hätten sie nicht in der Vergangenheit Leute wie einen Olaf Henkel oder einen Michael Rogowski zu ihren Sprechern gemacht.
Ludwig Erhard wusste es da schon besser:
Der Zustand einer in Permanenz optimal ausgelasteten Wirtschaft, die zugleich auch die Wachstumskräfte lebendig halten und im Fortschritt bleiben will, setzt allerdings eine dynamische und im Grunde konsumfreudige Bevölkerung voraus. Erst dieser von mir oft angeschnittene Wille zum Verbrauch gestattet es, dass sich die Produktion ohne Störungen fortentwickeln kann und dass das Streben nach Rationalisierung und Leistungsverbesserung lebendig bleibt.
("Wohlstand für Alle", 1964)
Dank gesetzlicher Regeln zum Schutz der Beschäftigten muss sie dafür zumindest etwas springen lassen: Der Stellenabbau wird die Deutsche Bank immerhin über eine Milliarde Euro kosten. Nicht auszumalen, was wäre, wenn all die wirtschaftsliberalen Forderungen zur Einschränkung des Kündigungsschutzes schon umgesetzt wären: Dann müsste das Unternehmen für seine verachtenswerten Entscheidungen nicht einmal diese Buße zahlen.
Ereignisse wie dieses machen klar, dass "wirtschaftsliberal" nichts anderes heißt als anti-sozial. Denn wer sich als wirtschaftsliberal statt einfach nur als liberal bezeichnet, macht damit klar, dass es ihm gar nicht um mehr Freiheit für die Menschen, sondern lediglich um mehr Freiheit für das Kapital geht. Und die kann den Menschen und ihren Entfaltungsmöglichkeiten sogar schaden.
Merkwürdigerweise merken die Unternehmensverbände gar nicht, dass sie mit ihren Forderungen nach Lohnverzicht, längeren Arbeitszeiten und Abbau des Kündigungsschutzes an dem Ast sägen, auf dem sie selber sitzen, indem sie damit für mangelnde Konsumlust und also für ein Anhalten der inländischen Flaute sorgen. Noch freuen sich die großen Konzerne über ihre Riesengewinne, aber die werden zur Zeit ausschließlich durch den Export gemacht. Und wie Werner Flassbeck, Chefvolkswirt der Unctad, in der Financial Times Deutschland sehr schön erläutert, müssen solche Gewinne über kurz oder lang verpuffen, wenn sie nicht auch in höhere Löhne fließen und so durch einen Anstieg des Konsums auch im Inland begleitet werden.
Eigentlich sagt einem doch schon der klare Menschenverstand, dass die Nachfragebedingungen den Unternehmen wichtiger sein sollten als die Angebotsbedingungen: Was nützen den Unternehmen niedrige Steuern und Löhne, wenn sie auf ihren Waren und Dienstleistungen sitzen bleiben? In den Führungsetagen deutscher Unternehmen sitzen aber offenbar hauptsächlich ideologisch Verblendete, sonst hätten sie nicht in der Vergangenheit Leute wie einen Olaf Henkel oder einen Michael Rogowski zu ihren Sprechern gemacht.
Ludwig Erhard wusste es da schon besser:
Der Zustand einer in Permanenz optimal ausgelasteten Wirtschaft, die zugleich auch die Wachstumskräfte lebendig halten und im Fortschritt bleiben will, setzt allerdings eine dynamische und im Grunde konsumfreudige Bevölkerung voraus. Erst dieser von mir oft angeschnittene Wille zum Verbrauch gestattet es, dass sich die Produktion ohne Störungen fortentwickeln kann und dass das Streben nach Rationalisierung und Leistungsverbesserung lebendig bleibt.
("Wohlstand für Alle", 1964)
hdressel - 5. Feb, 00:52
Scherflein
Nicht richtig
Neue Arbeitskräfte können ja bereits jetzt zwei Jahre zur Probe angestellt werden, ohne in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Wenn die Unternehmen dann immer noch nicht wissen, ob ein Angestellter sein Geld Wert ist, muss man an ihrem Personalmanagement zweifeln. In Wahrheit soll die Aufweichung des Kündigungsschutzes nur dazu dienen, einen Teil des unternehmerischen Risikos (Auftragsflaute u.ä.) auf die Mitarbeiter abzuwälzen. Natürlich ohne, dass man sie in entsprechender Weise an den unternehmerischen Chancen (Gewinnen) beteiligt.
Würde ein Kaninchenzüchter immer alle Kaninchen verzehren (= Konsum), dann könnte er keine neuen züchten (= Sparen). Ohne Sparen (= Investition in geschlossener Volkswirtschaft) würde die Wirtschaft bald "futsch" sein (im wahrsten Sinne des Wortes).
Tja, wenn eine Volkswirtschaft doch so einfach wäre wie ein Kaninchenzüchterverein, dann bräuchte man keine makroökonomische Analyse. Sie ist es aber nicht. In einem Kaninchenzüchterverein kann es zum Beispiel nicht zum Sparparadoxon kommen, in einer Volkswirtschaft hingegen schon.