Mitglied wider willen

Seit heute bin ich Mitglied im Kölner Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes. Das kam so: Es klingelte an meiner Wohnungstür und gegen meine sonstige Gewohnheit, erst mal leise zur Tür zu schleichen und dann vorsichtig durch den Spion zu linsen, rief ich beim Gang zur Tür: "Ich komme!" (Meiner Erinnerung nach wohl deshalb, weil ich fest damit gerechnet hatte, dass dort ein Nachbar stünde.) Ich schaute zwar auch diesmal wieder durch den Spion und erblickte einen Unbekannten in Rot-Kreuz-Uniform, aber für das Vortäuschen von Abwesenheit war es ja nun zu spät.

Nach dem Öffnen der Tür erklärte mir der Mann vom Roten Kreuz, dass er auf Mitgliederwerbung für den DRK Kreisverband Köln sei, der völlig unabhängig vom Berliner Bundesverband sei und viele lokale Hilfsprojekte einschließlich Erste-Hilfe-Seminaren und Kleiderkammer betreibe. Ich erklärte mich zur Unterstützung durch eine Einmalspende bereit (trotz der diskriminierenden DRK-Richtlinien bei der Annahme bzw. Nichtannahme von Blutspendern), da ich ja tatsächlich ein Befürworter von Hilfe auf lokaler Ebene bin. Leider durfte der Mann keine Barspenden annehmen und die von ihm mitgebrachten Formulare sahen nur eine Unterstützung durch Mitgliedschaft vor. Ich könne ja meine Spende durch einen Jahresmitgliedsbeitrag machen und vor Jahresfrist wieder kündigen. Mein Einwand, dass doch dabei unnötiger Verwaltungsaufwand entstehe (z.B. für das Ausstellen eines Mitgliedsausweises), wurde damit beschieden, dass die Verwaltung vollelektronisch laufe und dadurch die Verwaltungskosten beim DRK-Kreisverband unter 4% (oder waren es noch weniger?) lägen.

Nun gut, damit habe ich ihn für das Ausfüllen des Papierkrams hereingebeten und ihm gleich eine Tasse Kaffee angeboten, die er auch dankbar annahm. Wie er im weiteren Gespräch erläuterte, war er kein Drücker (die -wie er zugab- in der Vergangenheit auch im Auftrag des Roten Kreuzes unterwegs waren), sondern ein selbst beim DRK-Kreisverband angestellter Rettungssanitäter, der diese Mitgliederanwerbung in seiner Freizeit für eine Aufwandspauschale von 0,7 Euro pro Neumitglied betreibt. Sicher dient diese seine Freizeitbeschäftigung auch der Sicherung seines eigenen Arbeitsplatzes, was ich aber völlig legitim finde.

Nachdem ich ihn wieder verabschiedet hatte, warf ich direkt einen Blick auf die Internet-Seiten des Kölner Deutschen Roten Kreuzes und fand dort natürlich sofort eine Möglichkeit zur Einmalspende. Was soll's, nun bin ich halt gegen meinen eigentlichen Willen Vereinsmitglied mit allen damit verbundenen Mitbestimmungsrechten. Vielleicht kann ich ja sogar Einfluss auf die Richtlinien bei der Annahme von Blutspendern nehmen.
freakchica - 5. Mär, 17:33

oh je.

diese art von mitgliederwerbung ist leider für die npos ziemlich unrentabel. nur haben die das offenbar noch nicht gemerkt.
das ist ziemlich kapitalistische ausbeutung, denn die "verkäufer" bekommen einen hungerlohn für ihren job und die verwaltung dieser vermittlerfirmen (ich nenne jetzt keine namen) kassiert wie blöde.
ausserdem muss ein neu angeworbenes mitglied 7 jahre dabei bleiben, und jährlich zahlen!, dass sich die ausgaben an die vermittlerfirma für die npo überhaupt lohnt. na toll!


aber wegen der blutspenden stimme ich dir zu. ich durfte auch noch nie.

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