Katholisch und vernünftig?

Man kann ja nicht oft genug darauf hinweisen, dass die offizielle katholische Lehre mit ihrer Verdammung von Kondomen für den Aids-Tod von Tausenden von Menschen in aller Welt verantwortlich ist - weil die vom Vatikan angebotene Alternative der Enthaltsamkeit in der wirklichen Welt mit ihren wirklichen Menschen einfach nicht funktioniert und daher keine ist. Die Bibel selbst sagt ja weder etwas über Schwangerschaftsverhütung noch über tödliche Geschlechtskrankheiten - die Position des Papstes und seines Gefolges zu diesen Themen beruhen also einzig auf Weltfremdheit und sturer Verbohrtheit - mit tödlichen Folgen.

Umso dankbarer war ich für die Kampagne "Gute Katholiken benutzen Kondome", die anlässlich des katholischen Weltjugendtages in allen U-Bahn-Stationen Kölns mit Plakaten vertreten ist.

Nun habe ich herausgefunden, dass dahinter eine US-Initiative "Condoms4Life" steckt, die auch eine eigene Website betreibt: http://www.condoms4life.org.

Den Menschen, die dahinter stecken, kann man nicht genug Respekt zollen. Nicht nur, dass sie versuchen, ihren Glauben mit Pragmatismus, Lebensnähe und Vernunft zu vereinbaren, sie tun dies auch gegen den geballten Widerstand einer noch immer mächtigen und einflussreichen Lobby von rückständigen Doktrinären.
Elfriede - 18. Aug, 21:48

Die Initiative hat dazu folgende Pressemeldung veröffentlicht:

INTERNATIONALE JUGENDKOALITION APPELIERT AN DEN PAPST, DAS KONDOMVERBOT AUFZUHEBEN.

Auf dem 20. katholischen Weltjugendtag fordern fortschrittliche junge Menschen Papst Benedikt XVI. auf, durch Verhütung, Aufklärung und Fürsorge für Menschen, die dem Risiko von HIV/AIDS ausgesetzt sind, eine Kultur des Lebens aufzubauen.


Köln, 15. August 2005 — Am Tag vor der Eröffnung des 20. katholischen Weltjugendtages versammelten sich junge engagierte Menschen aus allen Teilen der Welt in Köln, um auf einer Pressekonferenz den Widerstand des Vatikans gegen Verhütung von HIV/AIDS durch Kondome zur Sprache zu bringen. Die jugendlichen Aktivisten forderten zugleich Papst Benedikt XVI. auf, den katholischen Weltjugendtag dafür zu nutzen, auf die Stimmen junger katholischer und nicht-katholischer Menschen zu hören, die von diesem Kondomverbot betroffen sind oder in Zukunft betroffen sein können.

“Wir sind heute hier, um dem neuen Papst zu sagen, dass überall auf der Welt junge Menschen – ob katholisch oder nicht katholisch – der Gefahr einer Ansteckung mit HIV/AIDS ausgesetzt sind, und dass wir eine Kirche brauchen, die sich eindeutig ausspricht für Verhütung“, erklärte der sechsundzwanzigjährige Deutsche, Tobias Raschke. „Es ist sowohl ein moralischer Imperativ als auch grundlegend wichtig, dass sich die katholische Kirche, in deren Händen sich die Versorgung von über 25 % aller HIV/AIDS-Betroffenen befindet, zugunsten unseres Lebens und unserer Sicherheit entscheidet und aufhört, Kondome als Verhütungsmittel gegen HIV/AIDS zu verbieten“. Raschke ist Sprecher von Wir sind Kirche-Jugend in Deutschland, ein Netzwerk von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich für die Reformen innerhalb der römisch-katholischen Kirche einsetzen.

“Wir hören von unseren Bischöfen eine ganze Menge über die “Kultur des Lebens”. Der Widerstand des Vatikans gegen Kondome, um eine Ansteckung mit HIV/AIDS zu verhüten, lässt sich jedoch nur schwer als lebensbejahend verstehen,“ sagte die vierundzwanzigjährige Molly O’Gorman, Mitarbeiterin von Catholics for a Free Choice, einer internationalen Nicht-Regierungs-Organisation, die auf dem Gebiet von Sexual- und Reproduktions-Ethik tätig ist. „Eine wahre Kultur des Lebens fördert verantwortliche Sexualität, in der die Verhütung von HIV/AIDS einen wesentlichen Bestandteil ausmacht. Sie ermutigt zu einer gesunden Sexualität und zum Sprechen über diese Themen. Sie baut auf Wahrhaftigkeit und greift nicht auf Lügen zurück, um ein sexualitätsfeindliches Programm voran zu treiben.“

“Zwar haben katholische Bischöfe irreführende und sogar unwahre Behauptungen aufgestellt über die Effizienz von Kondomen. Dennoch gibt es viele katholische Bischöfe, die sich mutig und moralisch geäußert haben, um die Benutzung von Kondomen zu unterstützen, um damit Leben zu retten”, sagte Ozzi Warwick, 30, aus Trinidad & Tobago. “Wir sind stolz auf Bischöfe wie Kevin Dowling (Südafrika) und auf Kardinäle wie Godfried Danneels (Belgien) und Cormac Murphy-O’Connor (England), die zur Verhütung von HIV/AIDS eine Politik fördern, die gekennzeichnet ist durch Sensibilität, Erbarmen und Gerechtigkeit.“ Als einer der nicht-katholischen Mitglieder der Koalition glaubt Warwick daran, dass es notwendig ist, dass sich auch Nicht-Katholiken gegen die Anti-Kondom Haltung des Vatikans aussprechen sowie gegen die Lobby-Arbeit, mit der sich der Heilige Stuhl bemüht, Einfluss auszuüben auf die Gesundheitsversorgung von Menschen auf der ganzen Welt, ganz gleich welchem Glauben diese angehören.

Etse Sikanku, aus Ghana, sollte eigentlich an der Pressekonferenz teilnehmen, aber das Einreisevisum nach Deutschland wurde ihm verweigert. Der dreiundzwanzigjährige Jugendsprecher erklärte in einem Statement: “In meinem Land ist zwar die Gesamt-Rate der HIV-Infizierten gesunken, aber der Anteil junger HIV-positiver Menschen hat sich erhöht. Und zu viele junge Menschen haben ungeschützten Geschlechtsverkehr. Junge Menschen brauchen Aufklärung. Junge Menschen brauchen Hilfe. Die katholische Kirche mag zwar fast ein Viertel aller Menschen betreuen, die an AIDS leiden oder daran sterben, aber der Vatikan unterstützt leider nicht die Bemühungen, die Leute über die Effizienz von Kondomen als Verhütungsmittel gegen den Virus aufzuklären. Nicht eine einzige der zehntausenden Sozialstationen oder Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft darf Kondome ausgeben oder den dort Hilfesuchenden Sexualaufklärung bieten. Dieses Verbot gilt auch für nicht katholische Menschen. Das ist alles andere als hilfreich in der jetzigen Lage in Afrika. Als junger Katholik finde ich, dass meine Kirche im Kampf gegen HIV/AIDS nicht auf der Seite der Gerechtigkeit steht“.

Die achtzehnjährige Bolivianerin, Andrea Ramírez, erzählte Reportern: „In Bolivien leben etwa 5000 Menschen mit HIV/AIDS. Wir sind ein katholisches Land, aber das bedeutet nicht, dass wir die Meinung des Papstes auf diesem Gebiet teilen. 88 % der Bolivianer glauben, Katholiken sollten Kondome benutzen dürfen, um sich gegen HIV/AIDS zu schützen. Und wenn man Umfrageergebnisse weltweit untersucht, sieht man, dass diese Angelegenheit den Katholiken sehr am Herzen liegt: wir wollen uns schützen“.

“Die Haltung des Papstes in Sachen Kondome geht uns alle an”, ergänzte die dreiundzwanzigjährige Joana Almeida, die in der Sexualaufklärung arbeitet und Mitglied des Leitungsteams von YouACT ist, ein europäisches Netzwerk junger Menschen, die sich ehrenamtlich für Gesundheit und Rechte auf dem Gebiet von Sexualität und Reproduktion engagieren. „Wenn der Vatikan den in kirchlicher Trägerschaft tätigen Gesundheitsstationen die Anweisung gibt, ihren Patienten, ob katholisch oder nicht, die Ausgabe von Kondomen zu verweigern, oder wenn der Heilige Stuhl seine Position in den Vereinten Nationen dafür ausnutzt, Einfluss zu üben auf Finanzierung und Prävention, haben seine Überzeugungen weltweite Auswirkungen. Verhütung ist aber zu wichtig, um damit politisch zu spielen. Eine Umfrage, die kürzlich von AP/Ipsos durchgeführt wurde zeigt klar, welche Rolle für die überwiegende Mehrheit der Menschen weltweit Religion in öffentlichen Angelegenheiten spielen sollte: die Leute wollen nicht, dass ihre Amtsträger versuchen, Einfluss auf die Entscheidungen ihrer Regierungen zu nehmen. Ich persönlich finde, dass die Verhütung und Eindämmung einer weltweiten Seuche sowohl eine Sache der Regierungen ist, als auch ein moralischer Imperativ. Wenn der Papst sich nicht auf unsere Seite stellen kann, um zur Lösung dieses Problems beizutragen, dann hoffe ich, dass er zumindest nicht zum Hindernis wird, wenn es darum geht Menschenleben zu retten“.

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Die World Youth Day 4 All Koalition (WYD4All – www.wyd4all.org) ist eine internationale Koalition junger Menschen, die sich einsetzen für Kirchenreform, Gesundheit und Rechte auf dem Gebiet von Sexualität und Reproduktion und für Jugendaktivismus. WYD4All wird in Köln während des katholischen Weltjugendtages präsent sein, um die Condoms4Life Kampagne zu unterstützen und das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu wecken über die verheerenden Folgen, die das Kondomverbot durch die Bischöfe hat. Die Condoms4Life Anzeigenkampagne und die Informationsbroschüre sind zu finden unter www.condoms4life.org.

World Youth Day 4 All sind: Wir sind Kirche-JUGEND / We Are Church-YOUTH — www.youth.we-are-church.org. * YouACT / European Youth Network for Sexual and Reproductive Health and Rights — www.youACT.org * Catholics for a Free Choice — www.catholicsforchoice.org * CDD Bolivia/Católicas por el Derecho a Decidir * Homosexuelle und Kirche / Homosexuals and Church — www.huk.org

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